Hunger ist mehr als ein „Gefühl“
Wer in einem modernen Industriestaat von Hunger spricht, meint damit häufig schon einen leichten Anflug von Nahrungsbedürfnis – und nicht selten einfach Appetit. Doch genau genommen ist Hunger ein Signal des Körpers, der damit nach Kalorienzufuhr verlangt. Wenn der Magen knurrt, läuft der Motor des Organismus auf Reserve. Das veranlasst Menschen, umgehend nach einer Nahrungsquelle zu suchen. Wer einen allzeit gefüllten Kühlschrank zuhause hat, verkennt, dass Hunger ein Problem oder sogar eine Katastrophe sein kann, wenn er nicht gestillt wird. Denn nach einigen Tagen geht der Metabolismus an die eigenen Reserven – zunächst das Körperfett, schließlich aber auch die Organe.
Wo der Hunger am Größten ist
Kurz- oder langfristige Engpässe in der Nahrungsmittelversorgung treffen besonders ländliche Räume in Schwellenländern – und in diesem Fall zuallererst die Schwächsten, also Kinder, dann Frauen und alte Menschen. Die Art der Problematik wird auch durch das Anhalten des Hungers charakterisiert.
- Von akutem Hunger spricht man, wenn aufgrund einer Naturkatastrophe oder bewaffneter Konflikte über eine zeitlich relativ gut definierte Periode die Versorgung mit Lebensmitteln größtenteils zum Erliegen kommt. Nicht selten ist akuter Hunger eine Verschärfung von schon vorher nicht ausreichender Ernährung.
- Der chronische Hunger ist demgegenüber ein Dauerzustand der Unterernährung. Über Jahre nehmen die Betroffenen weniger Kalorien auf, als der Körper täglich benötigt. Meist fehlt es nicht nur an Lebensmitteln, sondern auch am Zugang zu sauberem Trinkwasser und grundlegender gesundheitlicher Versorgung – und es braucht nur wenig, um akuten Hunger einzuleiten.
- Eine dritte Form des Hungers ist der verborgene Hunger – meist eine einseitige Ernährung, der wichtige Mineral- und Nährstoffe ebenso fehlen wie notwendige Vitamine. Selbst wenn die Betroffenen auf den ersten Blick nicht unterernährt wirken, verursacht der verborgene Hunger Entwicklungsstörungen bei Kindern und Mangelerkrankungen bei Personen aller Altersstufen. Verborgener Hunger kann durchaus auch in hoch entwickelten Staaten in benachteiligten Bevölkerungsschichten auftreten.
Heißhunger und seine Ursachen
Wer genug, sogar mehr als genug zu essen hat, kennt dennoch eine Version des Hungers, nämlich den Heißhunger. Mit einem leeren Magen hat das plötzliche und quasi unwiderstehliche Verlangen nach Essen nichts zu tun. Die Auslöser sind vielschichtig.
Heißhunger während der Schwangerschaft ist hormonell gesteuert und klingt meist nach einigen Wochen wieder ab. Etwas anderes sind Heißhunger-Attacken, die jede Diät scheitern lassen und die trotz der Erkenntnis, dem Körper nichts Gutes zu tun, nicht überwunden werden können. Sie sind unter Umständen die Folge eines Nährstoffmangels – wenn etwa wichtige Vitamine fehlen. Viel häufiger jedoch entsteht der Heißhunger durch einen unausgeglichenen Insulinhaushalt. Verursacht wird dies vor allem durch erhöhten Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Produkten. Die Zuckeraufnahme lässt den Insulinspiegel jäh in die Höhe schnellen und ebenso ruckartig wieder abstürzen. Der Körper reagiert mit Heißhunger. Um die Attacken in den Griff zu bekommen, hilft nur das langfristige und konsequente Verbannen von Zucker aus dem Speiseplan.
Hunger in Deutschland: Ein wachsendes Problem
Nicht nur in Schwellenländern ist der Hunger in all seinen Formen ein Problem – auch Deutschland ist längst betroffen. Hierzulande ist es weniger der akute Hunger als eine konstante Ernährungsarmut – die betroffenen Menschen haben nicht die Mittel, um gesunde Lebensmittel kaufen zu können. Denn Pasta, Weißbrot, Zucker, auch manche Fertiggerichte sind preiswert, frisches Gemüse und vitaminreiches Obst zu teuer.
Inzwischen sind mehr als sechs Millionen Bundesbürger und -bürgerinnen betroffen, ein Drittel davon Kinder. Die Dynamik des Problems verdeutlicht die steigende Zahl der Tafeln, die vor allem alten Menschen, Alleinerziehenden und Kindern inzwischen ein unverzichtbare Hilfe sind, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Der Hunger in der Welt
Zunehmend ins Bewusstsein rückt seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine auch der Welthunger. Nicht nur ist die „Kornkammer der Welt“ nun selbst in einer bedrohlichen Situation, überall fehlen auch die Weizenlieferungen vom Schwarzen Meer, mit denen Schwellenländer den Hunger in Schach hielten.
In manchen Teilen der Welt ist der Hunger allerdings seit Jahren und Jahrzehnten Alltag – so in der Sahelzone in Afrika, wo die Landwirtschaft ohnehin eine Herausforderung darstellt. Kommen bewaffnete Konflikte hinzu, wie in Somalia oder Eritrea, verschärft sich das Problem. Der Klimawandel tut ein übriges, um die hungernden Menschen in die Flucht zu schlagen.
Notfallverpflegung NRG5
Produkte wie NRG 5 und BP-WR sind Notfallverpflegungen insbesondere für Kriesengebieten konzipiert worden. Diese sind über Jahre haltbar und werden im Bedarfsfall verwendet.
Hilfe gegen Hunger: Nachhaltig sollte sie sein
Angesichts der Bilder hungernder und sterbender Menschen ist es nur natürlich, sofort und direkt helfen zu wollen. Gerade zur Weihnachtszeit äußert sich das in einem steigenden Aufkommen von Geldspenden. Die Hilfsbereitschaft ist löblich, doch sie sollte hinterfragt sein. Denn einfach nur Essen zu verteilen kann nie mehr sein als ein Tropfen auf dem heißen Stein und birgt eigene Probleme. Um den Hunger zu stillen, braucht es nachhaltige Lösungen.
Dazu gehört die Beendung von Konflikten, die (Wieder)Errichtung von Infrastrukturen und vor allem ein Bildungssystem, das seinen Namen verdient – nur auf diese Weise beherzigen Helfer das Sprichwort, man solle Hungernden nicht einen Fisch für eine Mahlzeit schenken, sondern eine Angel für die gesamte Zukunft. Auch ein entschiedener Kampf gegen den Klimawandel und gehört zum Engagement gegen den Hunger – ebenso, wie die Bereitschaft hinzusehen, wenn direkt vor der eigenen Tür, hier in Deutschland, Menschen in Not sind.